Montag, 17. Dezember 2012

Crossroads

Eingang zu Crossroads Foundations
Letzten Samstag nach dem Meeting bin ich den ganzen Weg von der Hong Kong University nach Tuen Mun gefahren, wofür ich als Bus-Linien-Unkundiger 2 1/2 Stunden gebraucht habe (normal braucht man vielleicht 40 Minuten), um mich dort mit ein paar Leuten aus der Gemeinde zu treffen und an einer Armutssimulation bei Crossroads teilzunehmen.
Crossroads ist eine gemeinnützige Organisation, die sich mit Armut in der ganzen Welt beschäftigt und Menschen, die Hilfe brauchen, mit Menschen, die helfen können, verbinden wollen. Also im wahrsten Sinne des Wortes zwei Straßen, die sich kreuzen (Crossroads). Unter anderem versucht sie auch, Fair Trade Produkte in Hong Kong zu etablieren.
Leider bin ich aufgrund meiner Unfähigkeit (nagut, ich war auch ziemlich müde) zu spät gekommen und habe nur noch die Auswertung der Simulation mitbekommen. Darin ging es darum, dass die Teilnehmer wie in einem Slum in einer Familie wohnen und Geld verdienen müssen, um für die Familie zu sorgen. JEDER der Familie musste arbeiten. Und sie waren froh, dass die Familien groß waren (daher die vielen Kinder in ärmeren Verhältnissen). Sie mussten Papiertüten aus Zeitungen herstellen und diese einem Ladenhalter verkaufen, in der Realität für 0,1 ct (überlegt mal, was ihr im Supermarkt dafür bezahlt!).

Auswertung nach der Armutssimulation
Ein gesunder Mann kann am Tag etwa 200 Tüten bei 12 Stunden Arbeit machen, muss also mit 20 ct/Tag auskommen. Die ganze Familie muss also mit arbeiten.
Da das dann trotzdem bei Weitem nicht ausreicht, gibt es noch andere Möglichkeiten, Geld zu bekommen. Und zwar durch Gefälligkeiten gegenüber den Ladenbesitzern (in der Simulation waren es Massagen...ihr könnt euch vorstellen, was das in der Realität ist) oder durch das Verkaufen von Besitz, Nieren oder sogar Familienmitgliedern, die in einer reichen Familie vielleicht ein schöneres Leben und eventuell eine bessere Chance haben aus dem nicht enden wollenden Zyklus herauszukommen. 
Kinder, die in Arme Verhältnisse geboren werden, haben eigentlich keine Chance da raus zu kommen und deren Kindern ergeht es dann genauso und so weiter. Sehr traurig. An Bildung ist auch schwer zu kommen, wie auch mit dem bisschen Geld, dass bei weitem nicht ausreicht, um satt zu werden. In manchen Gebieten bekommen Kinder nicht mal einen Namen, bevor sie 5 sind, weil die Sterblichkeitsrate so hoch ist. Das kann man sich gar nicht vorstellen. Und keiner kann sagen, dass die Menschen dort faul sind, oder nicht clever genug. Sie haben einfach keine Chance.

Fair Trade Shop
Die Chance kann man eigentlich nur von außen geben indem man bessere Wohnmöglichkeiten bietet, damit sie sich nicht auch noch darum kümmern müssen und gesünder und geschützter leben können. Medizinische Versorgung und Bildung ist natürlich auch was, aber das Beste ist wahrscheinlich ihnen einfache handwerkliche Fertigkeiten beizubringen, sodass sie bessere Produkte herstellen und die, zum Beispiel mit Hilfe von Fair Trade Organisationen, zu einem für sie sinnvollen Preis verkaufen können.
Ziemlich erschüttert gingen wir dann in ein Cafe das zur Organisation gehört, um Fair Trade Kaffee zu trinken und anschließend im anliegenden Shop ein paar Weihnachtsgeschenke zu kaufen. Tat gut, direkt etwas getan zu haben, um die Sache zu unterstützen. Trotzdem hat es sich angefühlt, als wäre es immer noch viel zu wenig.

Am Abend sind wir noch zusammen essen gegangen und so ging dann der Tag vorbei und ich fiel müde in mein Bett.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen